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Die Volkszählungsergebnisse wurden von den Vertretern der österreichischen Volksgruppen stets angezweifelt. Einerseits kam es regelmäßig zu Manipulationen und Beeinflussungen durch die Zählkommissäre, andererseits wurde die Fragestellung nach der „Umgangssprache“ von den Burgenlandkroaten stets kritisiert. In einer deutschdominanten Umgebung bedienen sich auch die Burgenlandkroaten im täglichen Umgang weitgehend der deutschen Sprache.
Auf Betreiben der österreichischen Volksgruppen wurde die Fragestellung nach der Umgangssprache für das Volkszählungsjahr 1991 folgendermaßen geändert: Umgangssprache (auch mehrere Sprachen) – Deutsch, Kroatisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch, Serbokroatisch, Türkisch, Andere, Wenn andere, welche.Die Umgangssprache wurde als Sprache, die im engeren Familien- und Freundeskreis verwendet wird, definiert. Bei den diversen Volkszählungen wurde die Fragestellung bezüglich des Sprachgebrauchs mehrmals geändert.
Bei der Volkszählung der Nationalsozialisten im Jahre 1939 wurden erstmals auch die Kombinationen Kroatisch-Deutsch, Deutsch-Kroatisch, Kroatisch-Ungarisch eingeführt. Unter der Devise „divide et impera“ sollte durch diese Fragestellung eine weitere Aufsplitterung der Volksgruppe erfolgen.
In der Zweiten Republik wurden diese Sprachkombinationen bei den Volkszählungen beibehalten.Die Volkszählungsergebnisse zeigen, dass insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, die Zahl der Volksgruppenangehörigen rapide abgenommen hat. Allein durch diese Tatsache kann die Minderheitenpolitik in der Zweiten Republik nicht als volksgruppenfreundlich bewertet werden. Vom Jahre 1934 bis zum Jahre 1991 nahm die Zahl der Burgenländischen Kroaten um über 50% ab.
Die Zahl der kroatischsprachigen Burgenländer hat sich zwischen den Zählungen 1981 und 1991 leicht erhöht. Die Gründe dafür liegen einerseits im stärkeren Selbstbewußtsein der Burgenländischen Kroaten, andererseits ist die österreichische Politik nicht mehr ausschließlich auf die Assimilation der österreichischen Volksgruppen ausgerichtet. Der Volksgruppenexperte Univ.-Doz. Dr. Albert E Reiterer beurteilt in einer ersten Analyse die Volkszählungsergebnisse folgendermaßen:
„Im Norden, in den SP-Gemeinden, hat die Abkehr der SPö von der forcierten Assimilationspolitik der früheren Jahre tatsächlich dazu geführt, dass in den meisten kroatischen Gemeinden ein leichter Anstieg der Zahlen jener festzustellen ist, die Kroatisch eintrugen.“
Bei der Volkszählung 2001 ging die Zahl der kroatischsprachigen Burgenländer stark zurück. Gründe dafür ist sind der starke Assimilationsdruck und die Überalterung der Volksgruppe.
Fragestellung
Jahr der Zählung |
Fragestellung bezüglich des Sprachgebrauches
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Anmerkungen
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1910 1920 | Muttersprache | Die Volkszählungen wurden von den ungarischen Behörden durchgeführt. |
1923 | Denksprache: Sprache, die die zu zählende Person am besten spricht und in der sie denkt. |
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1934 | Kulturkreiszugehörigkeit |
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1939 | Muttersprache: Sprache, in der der Mensch denkt und derer er sich in seiner Familie und im häuslichen Verkehr am liebsten bedient, weil sie ihm am geläufigsten ist. | Zusätzlich wurde die Volkszugehörigkeit erhoben. |
1951 | Umgangssprache: Sprache, der sich die zu zählende Person im gewöhnlichen Leben ausschließlich oder doch vorwiegend bedient. |
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1961 | Umgangssprache: Sprache, die in der Familie gesprochen wird (Haussprache). |
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1971 1981 | Umgangssprache: der Begriff wurde nicht näher definiert. |
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1991
| Umgangssprache: Die Umgangssprache wurde als Sprache, die im engen Familien- und Freundeskreis verwendet wird, definiert | In Zusammenarbeit mit den österreichischen Volksgruppen wurden die Volkszählungsbögen und Erläuterungen auch in die Volksgruppensprachen übersetzt. |
2001 | Umgangssprache: erstmals wurde zwischen Burgenlandkroatisch und Kroatisch unterschieden |
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Volkszählungen im Burgenland
Jahr der Volkszählung
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Kroatisch inkl. Sprachkombinationen
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1910
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43.633
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1920
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44.753
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1923
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41.761
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1934
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40.151
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1939
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35.482
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1951
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34.427
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1961
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28.126
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1971
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24.332
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1981
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18.648
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1991
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19.109
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2001 | 17.730 |
Dass sich die Ergebnisse der Volkszählungen von der tatsächlichen Sprachsituation unterscheiden, davon zeugen zwei Untersuchungen. Eine Befragung des Bischöflichen Ordinarlats ergab, daß im Burgenland rund 32.000 Gläubige die Messe in kroatischer Sprache hören wollen.
Laut Mikrozensuserhebung der Burgenländischen Landesregierung und des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, die im Mai 1991 durchgeführt wurde, gibt es im Burgenland 24.999 Personen mit kroatischen Sprachkenntnissen. 23.531 Personen beherrschen aktiv die kroatische Sprache.